Sie segelt temperamentvoll wie eine Jolle, hat aber das angenehm-weiche Seeverhalten eines Deckschiffs und eine zweckmäßige, wohnliche Einrichtung unter Deck. Die Saffier 8 is reines Segelvergnügen und ein Schmuckstück dazu.
Ein Test von Michael bohmann (Text) und Sönke Lorenzen (Fotos) |
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Böige drei bis vier Windstärken, kabbeliger, mit Tidenstrom durcheinander laufender Seegang und strahlender Sonnenschein – so empfängt uns die Nordsee nach dem Verlassen der Marina IJmuiden. Segelsetzen: Mit ihren 28 Quadratmeter Segelfläche springt die Saffier temperamentvoll wie eine Jolle an und nimmt schnell Fahrt auf. 6,2 Knoten lesen wir gleich darauf am GPS ab – das sind nur etwa 0,2 Knoten unterhalb der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit. Nahe der ausgedehnten, herbstlich einsamen Strände erreicht uns das dunkIe Wasser eines Böenstrichs: Sanft holt das Boot auf etwa 25 Grad über, weiße Gischt rauscht an der Fußreling vorbei – fast sieben Knoten zeigt das Instrument an! Schnell den Traveller nach außen, ein Pull an der Achterstagtalje und schon lässt sich die Pinne wieder mit zwei Fingern halten. Dann ist die Böe durch, das Boot richtet sich wieder auf und rauscht mit fast sechs Knoten bei halbem Wind dahin. Das ist großer Segelspaß. Man ist näher an der Welle, spührt den Wind in den Händen, kann viel feinfühliger auf die Elemente reagieren, als dies auf einem “Dickschiff” möglich wäre. Die acht Meter lange und immerhin 1,6 Tonnen schwere Saffier lässt sich wie eine Jolle segeln, wendet blitzschnell und springt auf dem neuen Bug sofort wieder an. Sie reagiert sensibel auf den Trimm, liegt aber trotzdem ruhig am Ruder mit guter Kursstabilität – und sie ist schnell: Ständig laufen wir bei diesen moderaten Windstärken (Beaufort 4 bis 5) nahezu Rumpfgeschwindigkeit. Dabei ist das Segeln komfortabel. Der schwere Bleikiel sorgt für hohe Stabiliität, die ab etwa 15 Grad sehr deutlich zum Tragen kommt. Ein Reff im Groß dürfte erst ab 20 Knoten Windgeschwindigkeit (Beaufort 5 bis 6 ) notwendig sein, zumal sich mit der richtig übersetzten Achterstagtalje das Segelprofil wirkungsvoll trimmen lässt. Durch die relativ vollen Linien des Rumpfes nimmt die Saffier 8 kaum Spritzwasser über und bewegt sich angenehm weich im Seegang.
Mittlerweile hat der Wind auf gut fünf Windstärken aufgefrischt. Mit halbem Wind erwischt uns ein starker Drücker, der aus einem Dünental gepfiffen kommt. Wir lassen nun die Leinen des Travellers und die Schoten belegt und versuchen nur mit der Pinne die Saffier auf Kurs zu halten. Doch damit ist die Grenze erreicht: Mit an der Brust gezogenen Pinne schmiert das Boot ab, lässt sich dann aber durch schnelles Fieren der Leinen sofort wieder auf Kurs bringen. Bei einem Tiefgang von knapp über einem Meter und entsprechend kurzem Ruder kann man auch nicht mehr erwarten. |
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Leider können wir bei dieser Lage nicht auf der hohen Kante sitzen: Der schmale, hohe Rand des Sülls lässt dies nicht zu. Hier sollte die Werft unbedingt Abhilfe schaffen, indem sie beispielsweise feste Sitzflächen montiert. Weiterhin vermissen wir im breiten Fußbereich des Cockpits Fußrasten. Wenig gefallen hat uns auch, dass die Kurbeln der Genuawinschen am Relingsdraht anstoßen – aber das ist schon alles, was es an diesem Boot auszusetzen gibt.
Auf dem Weg zurück zum Hafen messen wir mit dem Kompass die mögliche Höhe am Wind: etwa 75 Grad. Das Boot kommt damit auf eine Höhe von fast 37 Grad und läuft dabei noch an die fünf Knoten. Das sind sehr gute Werte – besonders da der Vorstagdurchhang etwas zu groß ist und das Großsegelprofil schon deutliche Ermüdungserscheinungen zeigt! |
Vorbildich | |
– Segeleigenschaften – Geschwindigkeitspotential – kompromissloses, konsequentes Design für Segeleigenschaften – Seetüchtigkeit – Cockpitverdeck als Wohnraum – harmonische schöne linien |
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Verbesserungswürdig | |
– Fehlende sitzmöglichkeit auf dem Süll – keine fußrasten – Genuawinschen zu nahe an der reling – dadurch keine vollen Umdrehungen mit der Kurbel Möglich |
Kurz: Das Segeln mit der Saffier 8 macht Riesenspaß. Das Boot lässt sich bequem von der Pinne aus handhaben und problemlos einhand segeln. Sein ausgewogenes, sicheres Seeverhalten ermöglicht erfahrenen Seglern auch Seetörns – zumal es sich unter Deck aushalten lässt.
Im extra breiten Niedergang stehend ist genügend Platz, um bequem zu kochen und den Abwasch zu erledigen. Unter der Sitzbank sind eine Toilette und jede Menge Stauraum vorhanden. Der Zweizylinder Vetus-Mitsubishi brummt leise, wenn auch etwas rau, unter der Cockpitluke und bringt das Boot bei Marschfahrt auf 5,5 Knoten. Die An- und Ablegemanöver mit dem zweiflügligen Faltpropeller klappten reibungslos. |
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